Interview mit Pater Edmund Waldstein OCist – Über das Erforschen der innigsten Wünsche des Herzens

Da es einige Nachrichten gab, die das Interview mit dem – römisch katholischen – Pater Edmund auf dem Blog betrafen, hier die Nachricht, dass bald Interviews mit Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften folgen. Als nächstes die Protestanten, da meine Freundin Dr Gisela Heldt Protestantin und ein sehr aktives Mitglied ihrer Gemeinde ist. Ich bin katholisch, das ist einer der Gründe, warum ich mit Pater Edmund begann, und ihn diesmal fragte: kannst Du mir erklären, warum Du katholisch bist?

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A: Wenn ich sage, dass ich aus einem sehr gläubigen katholischen Milieu stamme, trifft das nur einen Teil. Eine Tante von mir sagte einmal, dass in unserer Familie katholisch sein ähnlich ist wie jüdisch zu sein – man kommt nicht heraus, nicht einmal, wenn man wollte. Es hat auch nichts damit zu tun, dass in meiner Familie seit Generationen alle katholisch waren; sondern es hängt damit zusammen, wie sie es waren. Meine Eltern sind beide katholische Theologen, ihre Loyalität zu ihrem Lehramt ist tief in ihrem Inneren verwurzelt. Mein Vater war Experte für verschiedene vatikanische Ausschüsse. Mein amerikanischer Großvater Philip Burnham gab ein religiöses Journal heraus, und mein österreichischer Großvater Wolfgang Waldstein ist ein tief gläubiger katholischer Jurist, der sogar von Papst Benedikt XVI zitiert wurde. Meine österreichische Großmutter ist (wenn das möglich ist) sogar noch gläubiger als ihr Ehemann, und meine amerikanische Großmutter war überhaupt die gläubigste Katholikin, die ich je getroffen habe. Ich komme also nicht nur aus einem tiefgläubigen katholischen Ambiente, ich habe es auch niemals verlassen.

F: Jetzt würde ich Dich gerne wieder bitten, eine Antwort oder eine Lösung für ein bestimmtes Problem zu finden. Da ist eine schwer kranke Person. Sie war nie religiös, die Religion nicht wahrnehmend oder ungläubig. Wie kann sie den Weg zu Gott finden? Diese Frage bezieht sich darauf, was Dr Gisela Heldt immer sagt: man muss an irgendetwas glauben, ganz besonders dann wenn man an einer schweren Krankheit leidet.

Foto: Stift Heiligenkreuz

Foto: Stift Heiligenkreuz

A: Glauben ist eine große Hilfe für viele Personen, die mit Krankheit oder anderen Schwierigkeiten kämpfen. Ganz besonders denke ich an die Anonymen Alkoholiker und an die Idee, von einer „höheren Macht“ angezogen zu werden. Man kann eine Menge von geheilten Alkoholikern lernen und ihrer Erfahrung mit dem Glauben. Als menschliche Wesen glaube ich, dass wir vor allem der Wahrheit verpflichtet sein müssen, sogar wenn sie sich als schreckliche Wahrheit entpuppen sollte. Ich glaube, dass es besonders wichtig ist, dabei ehrlich mit sich selbst zu sein. Ehrlich auf die Welt zu schauen, auf seine eigenen Erfahrungen und auf die innigsten Wünsche des Herzens und nie zu früh sicher sein, dass man sie vollständig verstanden hat. Ich glaube hauptsächlich nicht deshalb an Gott, weil es mir hilft, durchs Leben zu kommen (obwohl es das sicher macht), sondern weil ich glaube, dass es wirklich wahr ist, dass es eine Wirklichkeit gibt, die über die wahrnehmbare Welt hinausgeht. Aber fähig zu sein zu glauben, dass die Wahrheit eine Menge mit eingefahrenen Denkschemen zu tun hat und Voraussetzungen, die jeder für sich prüfen muss. Ist Atheismus die beste Erklärung für meine Erfahrung der Wirklichkeit? Oder gibt es da nicht noch etwas Höheres …?

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