Interview mit Pater Edmund Waldstein OCist, einem jungen Mann mit einer beeindruckenden Biographie

Zuerst möchte ich sagen, wie glücklich ich bin, dass einer der vielbeschäftigsten Mönche, Priester und Blogger, die ich kenne, mir die Möglichkeit zu einem Interview gab und Fragen beantwortete, von denen ich dachte, sie wären unbeantwortbar.

F: Erzähle uns bitte, was Du studiert hast … und wo? – Ich weiß, dass Du und Deine Familie an vielen verschiedenen Orten gelebt habt … Wann und warum bist Du nach Österreich gekommen?

A: Ich bin das dritte von acht Kindern, stamme aus einer tief religiösen Familie (worüber ich hier geschrieben habe). Meine Eltern, Michael und Susie Waldstein, sind beide Theologen, sie haben sich während ihres Studiums am Thomas Aquinas College kennengelernt – das ist ein kleines katholisches College in Kalifornien, das sich ganz intensiv mit der Philosophie und der Theologie des hl. Thomas von Aquin auseinandersetzt. Ich wurde in Rom geboren, wo mein Vater an der Pontifical Biblical Academy studierte, und wuchs in Boston (Massachusetts, USA), South Bend (Indiana, USA), Tübingen (Baden-Württemberg, Deutschland) und Gaming (Niederösterreich) auf.

F: Wann hast Du Dich entschieden, Mönch zu werden? Gab es ein bestimmtes Erlebnis? Eine Erleuchtung?

A: Es war in der Zeit, als ich als Teenager in Gaming lebte, als ich das erste Mal ernsthaft darüber nachdachte, Priester zu werden. Ich habe dort in den Gottesdiensten bei Don Reto Nay ministriert, der als Geistlicher am Internationalen Theologischen Institut tätig war, wo mein Vater Vorlesungen gab. Wenn ich die Ehrerbietung Don Reto´s vor dem heiligen Mysterium sah, wuchs in mir der Wunsch, auch Priester zu werden. Es war auch in der Zeit, als wir in Gaming lebten, als ich Stift Heiligenkreuz kennenlernte. Der brillante und ununterdrückbare Pater Karl Wallner von Heiligenkreuz besuchte uns in Gaming und lud mich ein, ihn in Heiligenkreuz zu besuchen. Das tat ich, ging aber wieder zurück.

Ich entschied mich damals nicht, dem Kloster beizutreten, erst im Sommer meines zweiten Studienjahres. Ich studierte am Thomas Aquinas College Philosophie und ähnliche Studienfächer, wohin schon meine Eltern, später mein älterer Bruder und eine Schwester gegangen waren. Das war eine wirklich wunderbare Erfahrung. Ich kam zurück und begann schon ein bisschen zu überlegen, was ich danach machen würde. Ich war damals sehr in ein Mädchen meines Jahrgangs verliebt. Aber in jenem Sommer entschied ich mich, dass das, was ich wirklich wollte, ein Leben im Kloster war. Ich war für die Ferien in Europa und besuchte Heiligenkreuz, wo ich die feierlichen Gelübde zweier Brüder miterlebte. Ich war tief ergriffen von der Zeremonie, in der sie ihr Leben Gott weihten, und entschied mich spontan einzutreten. Der Abt sagte jedoch, ich sollte erst mein Studium beenden. Also habe ich die verbleibenden zwei Jahre vollendet und mit dem Bachelor´s Degree abgeschlossen. 2006 bin ich als Novize eingetreten …

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F: Jetzt meine Frage an Dich, die Menschen betrifft, die an einer schweren Krankheit leiden. Sie sind verzweifelt und depressiv und beginnen darüber nachzudenken, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist. Schließlich findet die betroffene Person heraus, dass sie ihren Glauben an Gott verloren hat. Was könntest Du diesem Menschen raten? Wie kann sie oder er wieder zu ihrem Glauben an Gott zurückfinden? Gibt es dafür Übungen?

A: Zuerst würde ich raten, Psalmen zu lesen. Psalmen sind eine Sammlung von Gebeten, die man im Alten Testament der Bibel finden und die eine alte, ursprüngliche Erfahrung mit Gebeten zum Ausdruck bringen. Viele haben den Kampf mit Elend oder mit Krankheit oder über die scheinbare Abwesenheit von Gott zum Inhalt. Man kann darin eine Art Spiegel für seine eigenes Geschick finden, aber es ist ein Spiegel, der Hoffnung gibt, weil er zeigt, wie ein Weg zu Gott gefunden werden kann, auch wenn alles dunkel und Gott abwesend scheint. Es gibt kein Rezept, wie man seinen Glauben wiederfindet, wenn man ihn verloren hat, aber es kann eine Hilfe sein, über ähnliche Erfahrungen zu lesen, die in der Bibel abgehandelt werden.

Es ist auch wichtig, wenn man selbst leidet, sich nicht in sich selbst zurückzieht, sondern versucht, so weit wie möglich, weiter für andere Gutes zu tun. Anderen zu helfen, kann eine Quelle großer Hoffnung sein, wenn man selbst Kummer hat.

Ich bin Pater Edmund besonders dankbar für seine Tips und dafür, was er uns aus seinem Leben erzählt hat. Mehr über ihn und von ihm ist Ende Dezember am Blog zu lesen.

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