Das kann immer passieren, auch den engagiertesten Menschen (von Dr Lutz Ammerer)

Generell sind Burnout-Patienten sehr engagierte Menschen, die einmal mit zu viel Enthusiasmus arbeiteten. Wenn aber einmal die Krankheitseinsicht gegeben ist, entwickeln sie großes Engagement, um wieder in das Berufsleben einsteigen zu können. Ziel von Rehabilitationsmaßnahmen ist daher, die „richtige Dosis“ an Arbeit zu finden, um ein nochmaliges Abgleiten ins Burnout zu vermeiden, und auch der Umgang mit Druck, Mobbing etc gehört zu den psychotherapeutischen Therapie-Einheiten.

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Wir bieten autogenes Training als Entspannungstechnik an. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Krankenkassen keinerlei Kosten übernehmen, sodass es größere Gruppen braucht, damit es für den einzelnen kostenmäßig akzeptabel ist, und solche größeren Gruppen kommen sehr selten zustande. Bevor man die Therapie beginnt, sollte man kurz die von Herbert Freudenberger beschriebenen Stadien des Phänomens Burnout in Erinnerung rufen, die ich der Übersicht halber eher in drei Phasen ordnen würde.

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Der historische Ort Pürgg mit dem Grimming

Phase 1: In den Stadien 1 bis 3 nach Freudenberger ist der Betroffene noch hoch engagiert und merkt selbst noch nichts vom drohenden Konflikt. Er steht unter dem Zwang, sich selbst zu beweisen, setzt sich in weiterer Folge verstärkt (übergebührlich) ein, und vernachlässigt seine eigenen privaten und gesundheitlichen Bedürfnisse.

Phase 2: In den Stadien 4 bis 6 treten die ersten Verhaltensänderungen auf. Durch Verdrängung der eigenen Bedürfnisse kommt es zu ersten beruflichen Fehlleistungen, danach durch Relativierung der eigenen Wertvorstellungen zu Beziehungsproblemen und zu sozialem Rückzug, zuletzt die Verleugnung der Probleme mit „innerer Kündigung“ und Verkürzung der Arbeitszeiten.

Phase 3: Die Stadien 7 bis 12 beschreiben dann alle psychiatrischen Symptome, beginnend mit manisch-depressiven Episoden und den erwähnten Somatisierungszeichen über aggressives Verhalten, zunehmender Verstärkung sowohl der depressiven Symptome wie auch manischer Verhaltensstörungen mit Abgleiten in Sucht-Verhalten, aber auch in Panik-Zustände und letztlich in Suizidalität.

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Krippenszenerie von Johann Zach

In dieser letzten Phase muss man natürlich rasch handeln. Die Menschen müssen sofort aus dem Arbeitsprozess genommen werden, die Bezugspersonen sollten eingebunden werden, um auch bei ihnen eine Akzeptanz der Symptome als Krankheit zu erreichen. Man muss den Betroffenen auch klar machen, dass ein Wiedereinstieg ins Berufsleben für viele Monate nicht mehr möglich sein wird und umgehend mit psychiatrischer und psychotherapeutischer Betreuung begonnen werden muss, anfangs auch mit Unterstützung von Psychopharmaka, in weiterer Folge Rehabilitationsmaßnahmen in einer darauf spezialisierten Rehabilitationseinrichtung.

Die zweite Phase ist jene, in der die Patienten meist erstmals einen Arzt konsultieren, da sie bemerken, dass etwas aus dem Ruder zu laufen beginnt. Man kann dann durch intensive Gespräche eine Krankheitseinsicht zu erreichen versuchen, Entspannungstechniken trainieren. Eine begleitende Psychotherapie sollte jedenfalls angeboten werden und ein Umdenken im Umgang mit Beruf und Privatleben als dringlichste Aufgabe nahegelegt werden … (Fortsetzung folgt)

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