Die barocke Kirche in Spital am Pyhrn

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Während meines Studiums an der Universität in Wien (Kunst- und Literaturgeschichte) und danach habe ich viele Jahre am Theater gearbeitet. Eine Freundin, eine Schauspielerin, die aus Oberösterreich kam, sagte einmal zu mir: „Du weißt sicher, dass wir eine Biedermeier-Villa in Spital am Pyhrn* in der schönsten Landschaft haben. Ich brauche Dir nicht mehr darüber zu erzählen, da Du als Kunsthistorikerin sicher das Stift und die Kirche kennst …“ Ich erinnere mich, dass ich nicht sehr clever schaute, als sie das sagte. Ich wusste, dass es den Ort Spital am Pyhrn gab, aber ich war noch niemals dort gewesen. Seit ich in der Steiermark lebe, habe ich das aber aufgeholt.

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Mein Mann und ich fuhren in den letzten Jahren, vor allem wegen der Schönheit der Kirche, einem atemberaubenden barocken Gesamtkunstwerk, oft dorthin. Dieses Gotteshaus ist so einzigartig – beginnend mit der Steinfassade, die in Österreich selten ist, da die meiste Barock-Architektur farbig gestrichen ist. Und dann der beeindruckende Innenraum, den man gar nicht mehr verlassen möchte, selbst wenn man kein Katholik ist! Wenn man Katholik ist und mehr über die Gottesdienste wissen möchte, kann man hier nachsehen. Pfarrer Friedrich Höller, Zisterzienser Mönch im naheliegenden Stift Schlierbach, ist auch Stiftsarchivar und Bibliothekar.

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Wenn man den Kirchenraum betritt, ist man sofort von der Deckenmalerei Bartolomeo Altomontes eingenommen – ein illusionistischer Tempel, der sich zum Himmel, zum Paradies öffnet, dicht besiedelt von Heiligen und Engeln. Wer nicht eintreten kann, weil das Gittertor geschlossen ist, kann das barocke Kunstwerk durch die Stäbe bewundern. Im Barock wurde nichts dem Zufall überlassen. Selbst ein Eisengitter war ein eigenständiges Kunstwerk, willkommen heißende Rahmenarchitektur, die den Betrachter lockte näher zu kommen. Auch wenn es geschlossen ist, wird man aus Neugierde immer wieder an diesen magischen Platz kommen wollen.

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Was über die Kunstwerke aus Holz sagen: die Vertäfelungen, die Kanzel, die Oratorien, die Kirchenbänke und die Wandschränke? Jedes Stück – einige haben Einlegearbeiten, einige sind bemalt und vergoldet – ist von unglaublicher Feinheit, Schönheit und Eleganz. Als wir das letzte Mal dort waren, hatten wir erstmals die Möglichkeit mehr zu sehen als sonst. Es gab ein Kirchenfest, zahlreiche Menschen waren bei der Agape, und jede Türe war offen. Ich habe neugierig wie ein Kind, das sein erstes Bilderbuch betrachtet, in jeden Raum geschaut.

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Wer – wann immer – in die Nähe von Spital am Pyhrn kommt (wenn man zB von Linz in den Süden fährt oder von Graz nach Salzburg unterwegs ist), sollte unbedingt eine Pause einlegen. Und – vorher oder nachher – das naheliegende Stift Schlierbach besuchen, das von Zisterziensern bewohnt und betreut wird.

*Spital am Pyhrn ist ein Ort in Oberösterreich an der Grenze zur Steiermark.

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