Aus einer Zeit, als Theater (beinahe) alles war ...

Heute können wir uns kaum vorstellen, wie populär Theater in früheren Zeiten war. Die Menschen hatten keine Radios, keine Fernsehgeräte, keine Telefone, keine Computer und keine iPads. Das bedeutete, dass es weder tägliche Nachrichten noch Unterhaltung gab. Neuigkeiten erfuhr man in der Kirche während der Messe, im nächsten Gasthaus, von Zeitungsvorlesern, die auf öffentlichen Plätzen standen, oder im Theater. Es gab weltliche Theater und Ordenstheater. Der Jesuiten-Orden in Wien hatte nicht nur eine Universität, sondern auch ein sehr beliebtes Theater. Jeder ging hin und sah sich die Vorstellungen an, auch der Kaiser und seine Familie.

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Unter den Besuchern waren auch die Zisterzienser-Mönche des nahegelegenen Heiligenkreuzerhofs. Pater Alkuin*, Zisterzienser von Stift Heiligenkreuz in unseren Tagen und Theaterwissenschaftler, und ich, die an allem interessiert ist, das aus dem Barock stammt, wollten seit langem das dortige Theater sehen. Es ist eine riesiger Raum, um- und ausgebaut und modernisiert (auf 800 m2 Grundfläche), aber mit dem originalen Deckenfresko von Anton Hertzog, das die Himmelfahrt Mariens darstellt.

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Auch wenn man den Großteil des Gemäldes sehen kann, ist es in Wirklichkeit noch größer, ein Teil ist durch eine mobile Wand verdeckt. Sie dient dazu, den Raum größenmäßig an die Veranstaltungen anzupassen (s. Foto unten). Um eine Idee davon zu bekommen, wie groß der Saal ist, muss man mit einem Menschen vergleichen: am Foto Pater Alkuin, der gegenüber von mir im Durchgang steht. Die Fenster in zwei Etagen zeugen davon, dass es zwei Stockwerke mit Sitzreihen gab, die damals in U-Form angeordnet waren, ähnlich wie Theater-Logen unserer Zeit. Sie waren wie Stiegen gebaut und ohne Polsterung. Das Sitzen muss sehr unbequem gewesen sein.

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Wir wurden von Mag Christoph Kiener** empfangen, der uns herumführte und viele interessante Details erzählte. Eines war, dass heute niemand weiß, warum das Deckengemälde an einer Seite eine Ausbuchtung hat. Es befindet sich dort, wo der Publikumsbereich endete und die Bühne begann. Die Bühne war damals größer als das Auditorium, da der Raum für Massenszenen, zahlreiche Bühnenbilder und Theatermaschinerien gebraucht wurde, mit Hilfe (letzterer) Menschen fliegen und Boote auf Meereswellen reiten konnten.

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Einen Teil des Deckengemäldes (s. Foto unten) mag ich besonders – zahlreiche Engel und Putti haben sich in den Wolken versammelt. Diese kleinen Wesen im Paradies sind Zeugen der Ankunft der Muttergottes im Himmel. Das Thema des Gemäldes beweist, dass der Raum nicht nur für Theater-Aufführungen verwendet wurde, sondern auch für universitäre Zeremonien, Vorlesungen, Dispute und Feste. Es war eine Art Mehrzweck-Halle für (römisch-katholische) Veranstaltungen der Jesuiten, damals ein mächtiger und einflussreicher Orden, dessen Mitglieder höchste Berater des Kaisers waren.

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*Professor DDr Pater Alkuin O.Cist. ist Vize-Rektor der Hochschule von Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich, wo er Kirchengeschichte unterrichtet. Er ist Stiftsarchivar, Herausgeber der Analecta Cisterciensia und er schreibt regelmäßig für seinen Blog. Sein Artikel über unseren Besuch im Jesuiten-Theater ist dort vor einigen Tagen erschienen.

**Mag Christoph Kiener BA ist Mitarbeiter der Aula-Wien, bei der man den Saal für PR-Events, Feste oder Hochzeiten mieten kann.

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