Wie und warum kam Friedrich Freiherr von der Trenck nach Engelszell?

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Letzten Sommer waren wir in Salzburg und entschieden uns, nach Engelhartszell in Oberösterreich zu fahren, wo wir auf Foto-Tour gehen wollten. Es ist von dort „nur“ zwei Stunden Autofahrzeit entfernt (von unserem Haus in der Steiermark wäre es eine dreineinhalbstündige Reise). Engelhartszell ist ein idyllisch gelegener Ort, der absolut sehenswert ist und in dem die Zeit stehengeblieben scheint. Auf der Karte findet man es an der Donau gelegen, nahe der Grenze zu Bayern.

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Im Zusammenhang mit Stift Engelszell gibt es eine interessante historische Notiz: man weiß, dass Friedrich Freiherr von der Trenck einige Zeit dort war. Wenn man fragen würde, ob er den Hochaltar mit dem Gemälde von Bartolomeo Altomonte und die prachtvollen Stuck-Statuen gesehen hat, muss die Antwort „Nein!“ lauten. Warum wissen wir das so genau? Weil sich der Abenteurer im Jahr 1746 dort aufhielt, die Kirche aber erst zehn Jahre später errichtet wurde. Der Hochaltar war sogar erst zwanzig Jahre später fertiggestellt.

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Hätte es Friedrich Freiherr von der Trenck interessiert zu erfahren, dass die Architektur der Stiftskirche von der Wilheringer Stiftskirche inspiriert wurde? Dass hier und dort beinahe dieselben Architekten, Künstler und Handwerker arbeiteten? Dass es aber auch einen großen Unterschied gibt? Die Kirche von Engelszell hat einen leicht gekurvten Grundriss in Form einer Ellipse, der sich vom rechteckigen der Kirche von Wilhering unterscheidet.

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Hätte Trenck die einzigartigen Stuckarbeiten bewundert? Alle Figuren in der Kirche – auf der Kanzel und auf den Altären – sind aus Stuck, so wie der Hl Bernhard, der sich ganz oben auf dem Schalldeckel befindet. Er, der sich als emotionaler Theologe des Herzens sah, ist hier als Sieger über Abelard, einem französischen Philosophen und Theologen des Verstandes, dargestellt. Beide Männer vollführen dynamische Bewegungen und Gesten, die sich auf ihren Disput beziehen.

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Wenn man die Statuen aus Stuck betrachtet (s. Foto oben), kann man eigentlich nicht unberührt bleiben. Die Figuren, zwei Bischöfe auf der rechten Seite des Hochaltars, stellen vermutlich Peter von Tarentaise und Otto von Freising dar. In ihren leichten Bewegungen und in der Brise, die ihre Kleider durchweht, lässt sich die Dynamik der barocken Kunst-Epoche erkennen.

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Jetzt zur Lösung des Rätsels: Als König Friedrichs des Großen Ordonnanzoffizier wurde Trenck von ihm bald verfolgt und 1746 verhaftet. Einem Gerücht zufolge hätte er mit einer der Schwestern des Königs ein Verhältnis gehabt. Trenck gelang die Flucht aus dem Gefängnis. Bald erreichte er Engelszell, wo er von den Mönchen Asyl erhielt. Eines Tages gelang es einem Offizier, ihn mit einem Trick aus dem Gebäude zu locken und ihn nach Wien zu bringen, wo er wieder inhaftiert wurde. So wird das (s. Foto oben) der letzte Blick Trencks gewesen sein, als man ihn zwang, ein Boot zu besteigen.

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In Wien wurde er zum Tod verurteilt, wieder begnadigt und 1749 zum Kavallerie-Kapitän in einem ungarischen Regiment ernannt. Er führte sein berühmt abenteuerliches Leben weiter, und wurde, wenn er sich auf deutschem Reichsgebiet befand, noch mehrmals von den Schergen Friedrichs des Großen gefangen gesetzt. Wenn es ihm später auch gelang, ein halbwegs friedliches Leben zwischen Aachen und seinen Gütern in Ungarn zu führen, so kam er 1794 nach Paris, wo man ihn als Spion verdächtigte, inhaftierte und wenig später guillotinierte.

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