Wie reagiert man auf einen schlechten Befund? – Interview mit Doktor Gisela Heldt

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F: Wie reagiert man, wenn man einen schlechten Befund erhält? Wie kann man die Unsicherheit und die erste Angst am besten bewältigen?

A: Die Antwort ist sehr von den Erfahrungen, dem Wissen und der Einstellung der Person abhängig. In einem Vortrag kann man leicht sagen: „Ruhe bewahren, alles überdenken, die anstehenden Schritte analysieren etc.“ Im persönlichen Gespräch sollte man so weit es einem möglich ist, auf die fragende Person eingehen. Häufig steht nämlich eine andere Frage dahinter: „Werde ich überleben oder muss ich jetzt sterben?“ und/oder „Wie wird es mit den Schmerzen aussehen? Was kann ich meiner Familie zumuten? Steht meine Familie zu mir? Bin ich mit dieser Diagnose noch ein vollwertiger Mensch, oder werde ich in Zukunft nur als die/der Kranke angesehen?“ Dann kommen noch die Fragen nach der Therapie hinzu: „Muss ich mich operieren lassen oder Chemo machen? Und wie sieht meine Lebensqualität aus? Kann ich alternative Medizin machen oder werde ich dann als unverantwortliche Person hingestellt?“ – Diese erste Frage führt zu den Fragen, die dem Inneren der Person, die fragt, entsprechen bzw. dem wie sich die Gefragten auf ein Gespräch einlassen. Wie vieles kann man nur im Nachhinein beurteilen, ob das Gespräch gut war. Gut bedeutet immer: hat das Gespräch den Fragenden in seiner Entwicklung zu einem harmonischen, friedlicheren Leben auch mit Krankheit weitergeführt, oder gab es noch mehr Verunsicherung und Ängste?

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F: Ist es – bei Diagnose einer schweren Krankheit – sinnvoll, eine zweite medizinische Meinung einzuholen?

A: Es ist sehr sinnvoll, eine zweite medizinische Meinung einzuholen. Es ist mehr die Frage, hat der Betroffene die Kraft und die nötige Distanz, um nochmal die Diagnostik machen zu lassen. Leider geben nicht alles Institute die Untersuchungsunterlagen heraus, so dass eine andere Stelle erneut befunden muss. Es kommt immer wieder vor, dass ein Befund negativ beurteilt wird, besonders bei Darmkrebs, dann werden Therapien gemacht, neben dem Legen eines künstlichen Darmausgangs noch Chemotherapie, und im weiteren kommt es erst zu einer zusätzlichen Diagnose, die dann von ganz „harmlosen“ Polypen ausgeht. In so einem Fall hat der Patient dann die Nebenwirkungen der Therapien zu bearbeiten, was oft sehr belastend ist.

F: Soll man in Büchern und Internet eigenständig forschen, oder ist es besser, sich Selbsthilfe-Gruppen anzuschließen, in denen Erfahrungen bezüglich der Krankheit und bezüglich von Heilmitteln und Therapien ausgetauscht werden?

A: Informieren ist immer gut, schwieriger ist es, die Quellen richtig einzuordnen. Bücher, die von klassischen Onkologen geschrieben sind, empfehlen die klassischen Therapien. Sogenannte Alternativmediziner empfehlen manchmal ausschließlich Alternativmedizin. Ein geglückte Kombination beider Therapien in der richtigen Reihenfolge wäre natürlich am sinnvollsten. Das bedarf vieler Gespräche und bedeutet einen hohen Zeitaufwand. Selbsthilfe-Gruppen sind bedingt gut, weil manchmal nur der Austausch der individuellen positiven bzw. negativen Erfahrungen stattfindet. Leider lassen sich Erfahrungen nicht immer übertragen.

Unser Tip

Sich für alles interessieren: für die Ratschläge der Ärzte, die Tips der Therapeuten und für das, was die Menschen in Selbsthilfe-Gruppen diskutieren – und daraus die beste Lösung für das eigene Problem finden. Sich selbst vertrauen, Entscheidungen zu finden und seinen Fähigkeiten vertrauen, Entscheidungen zu treffen!

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