„Ich liebe Pas de deux“ (Interview mit Sascha Paar, 2. Teil)

Bevor es mit dem Interview über den Alltag eines Ballett-Tänzers weitergeht: herzliche Glückwünsche an Sascha Paar, der letzten Samstag in Chemnitz einen Solopart in Shakespeares Sommernachtstraum, Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Choreographie von Reiner Feistel, getanzt hat (s. Foto unten, l. Sascha)!

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F: Wie hat Ihre Ausbildung begonnen? Wie ging es weiter? Was trainieren Sie am liebsten? Wie viel Training kam im Privatleben dazu?

A: Bei mir hat alles mit einer Amateur-Anfängerstunde angefangen. Nachdem mich Karl Reinisch darauf hinwies, dass ich Talent hätte, machte ich mehrere Anfängerstunden pro Woche. Ich tanzte mit 6 Jahre alten Mädchen, mit Teenagern und mit 50 Jahre alten Frauen. Ich habe versucht, aus jeder Stunde etwas mitzunehmen. Und nicht nur von der Stunde, sondern auch von den Personen, die diese Stunde besuchten. Die Glückseligkeit, die manche Damen hatten, die einmal die Woche Ballett hatten, inspiriert mich heute noch. Nach zwei Jahren ging ich zu anderen Lehrern nach Wien, um mich mit anderen zu messen und zu sehen, woran ich noch arbeiten muss. Am Anfang war

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© Constantin Kupfer

das sehr schwer, denn in der Ballettschule Reinisch war ich der einzige Junge, doch in Wien gab es viele und viele gute. Die ersten vier Jahre war ich fanatisch und immer, wenn es ging, in der Ballettschule. Wenn ich nicht in der Ballettschule war, habe ich mich zu Hause gedehnt oder mir Filme von Tänzern angesehen. Das war eine sehr interessante, aber auch harte Zeit, denn man muss sich selbst vertrauen, und ich hatte nicht sehr viele Vergleichsmöglichkeiten mit anderen. – Ich liebe Pas de deux (auf beiden Fotos unten mit Viola Stingl). Mit jemand anderem am Repertoire zu arbeiten und sich auf den Partner einzustellen, ist das Schönste, das es gibt. Jemand anderen zu fühlen und dieses Ballett mit ihr zu teilen, ist das Schönste für mich.

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F: Sie waren einmal zum Vortanzen in Russland … an der berühmten Vaganova Ballett Akademie?

A: Ja, ich war dort (Foto unten l., Anm: Sascha Paar hat die Aufnahme geschafft). Es ist eine sehr gute Schule. Jedoch, als ich dort war, fühlte ich mich noch nicht bereit, aus Graz wegzugehen. Ganz alleine in Russland zu sein, ohne jemandem, der mir hilft. Kurz gesagt, ich wollte noch nicht von Herrn Reinisch weg, da ich das Gefühl hatte, ich habe noch nicht alles von ihm gelernt, was ich lernen hätte können. Außerdem war ich in meinem Kopf zu frei für eine so strikte Schule, was es mir noch schwerer gemacht hätte. Mein Herz und mein Verstand sagten, dass es noch nicht die richtige Zeit war wegzugehen.

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Fortsetzung folgt …

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