DIY - Stricken und Sticken: Das Comeback der Handarbeiten

Seit jeher liebe ich Handarbeiten, ganz besonders Sticken und Stricken. Ich mag nicht nur die Betätigung, sondern es half und hilft mir auch immer, Dinge herzustellen, die ich nicht kaufen konnte/kann. Schon als kleines Mädchen wollte ich „barocke Westen“ tragen, auch wenn ich damals nicht wusste, dass ich das meinte. Mein Vater besuchte mit mir oft Museen und Schlösser. Das erweckte in mir schon sehr früh die Leidenschaft für die Kunst des 18. Jahrhunderts. Ich erinnere mich, dass ich vor allem die Farben und Muster der Stoffe der schönen Kleider liebte, die die Damen auf den Portraits trugen und wollte Pullover und Westen mit ähnlichen Mustern haben. Da es wirklich nichts annähernd Ähnliches zu kaufen gab/gibt, begann ich sie selbst herzustellen.

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Im Internet findet man zahlreiche internationale Blogs und Foren von Leuten, die diese Leidenschaft teilen. Verwunderlicherweise gibt es in Österreich keine und auch nur einige wenige in Deutschland, die diese Zeitspanne abdecken. In der deutschsprachigen Welt dominiert die Liebe für das Mittelalter. Allerdings: eine Freundin aus Deutschland teilt die Passion für das 18. Jahrhundert und für Handarbeiten mit mir. Astrid Wittki sagt, dass schon ihre Großmutter und ihre Mutter hochbegabte Stickerinnen waren, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass auch sie hochtalentiert ist. Astrids Mutter, eine klassische Hausfrau mit drei Kindern, stellte wunderschöne Stickereien her, die sie, um das Haushaltsgeld aufzubessern, verkaufte. Es faszinierte sie, wenn ihre Mutter mit dünnsten Fäden auf Stoff „Gemälde“ schuf – Schmetterlinge, Blüten – feinste Stickereien, die sie für ein Handarbeitsgeschäft fertigte.

Erste Stiche für das Kleid (s. Foto ganz unten)

Erste Stiche für das Kleid (s. Foto ganz unten)

Astrid liebte die kunstvollen Handarbeiten ihrer Mutter und begann schon früh mit dem Sticken. Zunächst verzierte sie Handtücher, Servietten und Tischtücher mit Kreuzstichmustern. Im Alter von 16 Jahren besuchte sie die Manufacture des Gobelins in Paris, ein Aufenthalt, der einen unauslöschlichen Eindruck bei ihr hinterließ. Hunderte von Farben und Fäden, feinste Seiden, alles Teil riesiger Wandteppiche, die wie Gemälde aussahen. Sie fing daraufhin sofort mit Gobelin-Stickerei an, was allerdings nicht dasselbe ist. Wandteppiche werden gewoben. Damals wurde auch das Interesse für historische Kostüme geweckt. Aber es dauerte noch eine Weile, bis das erste Kleid entstand. Als sie mit einer Gewandschneiderin (Kostümbildnerin) Bekanntschaft schloss, wuchs ihr Interesse. Sie begann in Büchern zu studieren, Museen zu besuchen und erste historische Kleider zu nähen.

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Polster in Gobelin-Stickerei von mir gemacht

Ein paar Tage läuft noch eine Ausstellung im Münchner Nationalmuseum, die Astrid inspirierte, eine Robe parée (ein Abendkleid) aus dem 18. Jahrhundert für sich umzusetzen. Das wird noch eine Weile dauern, das weiß sie, da sie viel sticken und nähen muss, aber sie hofft, damit die Robe parée ihrer Träume zu erhalten. Ich denke, dass es sehr interessant wäre, die Entwicklung des Projekts mitzuverfolgen. Vielleicht hält sie uns auf dem laufenden …?

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So wird Astrids Kleid einmal aussehen

Fortsetzung folgt …

 

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