Ausstellung in der Albertina in Wien: Von Rubens zu Makart* - das 17. Jahrhundert

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P.P. RUBENS, Portrait seiner Tochter Clara Serena (ca 1616)*

Als Kunsthistorikerin ziehen mich die aktuellen Ausstellungen in der Albertina natürlich besonders an, es sind Leihgaben der fürstlich-liechtensteinischen Sammlungen, die dort bis 10. Juni 2019 zu sehen sind. Was ich an der barocken Ära liebe, sind Licht, Farben und die typischen Details, die einem die Kultur einer Epoche näherbringen. Die Hauptattraktion dieses Bildes ist natürlich die Art, wie Clara ihrem Vater entgegensieht, klar und direkt, ein wenig schelmisch, aber auch, wie das kleine Mädchen gekleidet ist. Sie trägt Erwachsenenkleidung, was bis ins 18. Jahrhundert üblich war. Kinderkleidung gab es noch nicht. Die Besonderheit dieses Portraits ist der weiße, aufgestellte Kragen, den das Mädchen trägt. Nur Kinder vermögender Familien trugen so einen Kragen (je vermögender, desto reicher verziert), da weiße Krägen teuer und schwer sauber zu halten waren.

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A. van DYCK, Portrait der Marie von Taxis, um 1629/30*

Auf die äußere Erscheinung wurde in der barocken Ära viel Wert gelegt. Jeder konnte und sollte sehen, wie vermögend man war, es gab Kleiderordnungen, die regelten, wer aus welcher Gesellschaftsschicht was tragen durfte. So durften zB nur Mitglieder der obersten Klasse Silber- und Gold-Knöpfe, Spitze, Brokat, Juwelen, Perlen, Seide, Pelz usw verwenden. Es muss für gesellschaftliche Aufsteiger frustrierend gewesen sein, so viel nicht tragen zu dürfen. Doch kommen wir noch einmal zum weißen Kragen zurück (den man trug, um innere und äußere Sauberkeit anzudeuten). Er ist aus feinstem Stoff gefertigt, mit Spitze eingefasst und deutet an, dass die Trägerin einer bedeutenden/vermögenden Familie entstammt. Allerdings noch nicht sehr lange, denn die Thurn und Taxis waren erst einige Jahre zuvor aus dem Freiherren- in den erblichen Grafenstand erhoben worden.

Uyl Jan Jansz. den (1595/96–1639) Frühstück mit Zinnkanne 1635 Öl auf Holz GE808 Breakfast with Pewter Jug Petit déjeuner à la cruche d‘étain

U.J. JANSZ, Frühstück mit Zinnkanne (1635)*

Stilleben waren im 17. Jahrhundert sehr populär. Es gab sie seit dem 16. Jahrhundert in der niederländischen Malerei. Man sieht häufig Tische, die überreichlich bestückt sind mit Pflanzen, Blumen, Gläsern, Vasen, Silber- oder Zinn-Tellern, Krügen, Kerzenhaltern usw. Das Komische an diesem Bild ist, dass man nicht viel vom Essen des Frühstücks sieht: nur drei Pflaumen und eine Zitrone, die – letztere – allerdings eine exklusive Frucht war, das sie in Orangerien gezogen oder aus dem Süden eingeführt werden musste. Die bedeutenderen Objekte sind die vielen spiegelnden Gefäße, sogar der Deckel des Krugs reflektiert das Silbergefäß: das kunstvoll gefertigte Trinkglas, die Schüssel, die Teller und der Zinnkrug. Und bitte die riesige Serviette ansehen (nein, das ist kein Tischtuch). Warum war sie so groß? Weil sie beim Essen den Großteil der Kleidung bedecken sollte, die man nicht sehr oft wusch.

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F. SNYDERS, Liegende Löwin

Zuletzt das Gemälde (leider nur mit dem Mobil-Telefon in der Ausstellung aufgenommen) der sogenannten liegenden Löwin, das mich besonders anzieht, da ich alle katzenartigen Tiere gerne mag. Ich würde allerdings sagen, dass die Löwin eher spielt als (ruhig) liegt. Unser Kater Topolino sieht sehr ähnlich aus, wenn er unbeobachtet und mit sich selbst und der Welt zufrieden ist.

*Alle Fotos ©LIECHTENSTEIN, The Princely Collections.

**Es gibt einen Ausstellungskatalog: Rubens bis Makart. Die fürstlichen Sammlungen Liechtenstein, Hrsg Klaus Albrecht Schröder.

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